Herr K. 43 aus Österreich

24 Mrz 2018

Mein gesamtes Leben ist geprägt von einem intensiven Gefühl des SUCHENS. Als Kind fühlte ich mich häufig „abnormal“, konnte nicht diese ersehnte „Leichtigkeit“ im Spiel mit anderen Kindern erleben, sondern war oft introvertiert, fern der realen „Außenwelt“. Die Angst vor dem Tod war immer ein zentrales Thema in meinem Leben und ich verwendete sehr viel Energie, um das „RICHTIGE“ zu suchen und zu erkennen.

Die letzen Jahre waren gezeichnet von vielen Veränderungen der äußeren Umstände (Berufswechsel, der Schritt in die Selbständigkeit, Wohnsitzwechsel, Geburt meiner Tochter, u.a.) Alle wesentlichen Weichen waren also gestellt und aus der Sicht meiner äußeren Lebensumstände müsste ich behaupten, ein glücklicher Mensch zu sein.

Dennoch sind meine Tage geprägt von einem undefinierbaren Gefühl der Orientierungslosigkeit, des „SICH ANSTRENGEN MÜSSENS“, jede Handlung scheint, auch wenn sie „lustbetont“ ist, Kraft zu verbrauchen. Müdigkeit und Antriebslosigkeit sind zu meinen Wegbegleitern geworden. In Stress-Phasen meiner beruflichen Arbeit kippe ich oft in das Gefühl der totalen Überforderung, möchte flüchten und reagiere nur mit einem unstillbaren Schlafbedürfnis. Psycho-pathologisch würde jeder Arzt in diesen Phasen vermutlich klare Anzeichen einer Depression erkennen, ich bemühe mich, solange ich Kraft habe, mit Sport, Autosuggestionen und der Einnahme von Bachblüten dagegen zu wirken. Was bleibt, ist die Einsicht, dass „irgendetwas nicht stimmt“. Der Verzehr einschlägiger psychologischer und therapeutischer Literatur führt zu zahlreichen „rationalen Einsichten“, ändert jedoch nichts an meinen Gefühlszuständen.

Im November 2005 erweckten die Erzählungen einer Freundin über ihre systemische Familienaufstellung meine Aufmerksamkeit. Sie formulierte einige Schlüsselsätze, die mich in meinem Innersten so bewegten, dass ich im Jänner 2006 an einer dieser Familienaufstellungen nach Bert Hellinger teilnahm, (und das, obwohl ich ansonsten jede Form der gruppentherapeutischen Arbeit aus Prinzip ablehnte!) Die Wandlung, die an diesem Wochenende passierte, würde seitenlange Aufzeichnungen und Erklärungen benötigen, ich gehe daher an dieser Stelle nicht weiter darauf ein. Die wesentliche Einsicht aber war, dass emotionale Verletzungen nur direkt im Gefühlsbereich gelöst werden können.

Ich hatte viele grundsätzliche Erkenntnisse „im KOPF“ und versuchte in all den Jahren meines Lebens mit sehr viel energetischem Aufwand, diese Einsichten ins Gefühlsleben „nach unten“ zu stopfen. Aber die wirkliche Lösung gelingt erst, wenn direkt im seelischen Bereich die Blockaden gelöst werden und Gefühle wieder „fließen“ können.

Aus gegenwärtiger Sicht kam mit dieser Aufstellungsarbeit nach Hellinger sehr viel in Bewegung und der Stein, der „gefühlsmäßig“ ins Rollen gebracht wurde, löste vielleicht 40 Prozent meiner inneren Knoten. Mir ist also bewusst, dass noch vieles zu entknoten, zu lösen ist. Nach dem kurzen Gespräch mit Herrn Schaffer war mir ziemlich klar, dass der richtige Zeitpunkt und die richtige Person gekommen sind, diesen Schritt zu setzen.

SEEFELD, Samstag, 7. November
17.15 Uhr – Auszug aus den Übungen im Seminar

Ich wage es nur zögernd, die Erlebnisse des heutigen Tages zu Papier zu bringen, denn die Sorge um die Zerbrechlichkeit dieser Gefühle, die so stark sind, ist sehr groß.
GERHARD führte mich und die Gruppe heute erstmals bei einer Übung vor den eigenen Spiegel. Ich sehe mich als 5jährigen Junge, mit glatten Haaren, weißem Hemd und dieser Trachtenkrawatte mit Silberring. Ich bin überrascht, wie mein inneres Bild im Detail mit meinem Aussehen, meiner Wahrnehmung, meinen Gefühlen als 5jähriger Junge übereinstimmt. Mein Bild lächelt mich nur an. Mit einem so überlegenen, wissenden, weisen Lächeln, dass ich mich selbst vor dem Spiegel als armen, hilflosen Erwachsenen erlebe.
Ich hocke mich hin und umarme mein Spiegelbild und weine wie ein Vater, der seinen verlorenen Sohn wieder gefunden hat. Ich hatte einen lang vermissten Teil von mir, meinen Weggefährten, wieder gefunden. Was mich erstaunt, ist dieses tiefe Gefühl der „Schwäche und Armut“ diesem Kind gegenüber. Mein Spiegelbild ist so unglaublich positiv, fast „weise“ und überlegen. Trotz mehrmaliger Versuche einen Dialog herbeizuführen, spricht bei diesem ersten Kontakt das Bild zu mir kein Wort, sondern lächelt nur fortwährend.

Sonntag, 8. November
Zweite Übung beim Selbsterfahrungsseminar in Seefeld

Heute gab es die zweite Übung mit dem Spiegelbild. (SB)
Ich steige mit dem 5jährigen Bub in den Spiegel und klettere gebückt durch einen Gang, der von schwarzem Russ überzogen ist. Eigenartiger Weise scheint meinem SB der Russ nichts anzuhaben, es wird nicht schmutzig und der rosa Pulli leuchtet in der dunklen Umgebung. Als der dunkle Gang endet, befinden wir uns auf einem Berg in der Nähe unsere Wohnung. Die Situation ist mir bekannt, ich habe sie als Kind tatsächlich erlebt. Vater sitzt mit kariertem Hemd auf einer Bank und trägt diese albernen „Jonny Cash Koteletten“, wie sie in den 70igern modern waren. Meine Halbschwester Gerda ist da, ebenso meine Mutter und Onkel W… Details tauchen auf… ein geschnitzter Almstock, meine Knickerbocker, Gebäude der Umgebung.
GERHARD führt uns zu einem Wasserfall, wir sollen uns ausziehen und unter das herabstürzende Wasser stellen. Dieses Gefühl ist so überwältigend, dass meine Tränen fließen und ich das Gefühl habe, explodieren zu müssen… ich sehe helles Licht und fühle mich so eins, so geborgen, wie nie in meinem Leben zuvor. Ich springe in den kleinen See, tauche in dieses glasklare Wasser und spiele mit meinem SB. Ich bin glücklich. Wir umarmen uns nackt und mein SB flüstert mir in seiner kindlichen Bescheidenheit ins Ohr: „.ES IST ALLES GANZ EINFACH!“
Ich bin befreit, fühle mich glücklich und leicht. Ich bin voller Erwartungen, mein SB kennen zu lernen, mit ihm etwas zu unternehmen!

Montag, 9. November,   1. Einzelsitzung 7.30 – 9.30 Uhr

Der Kellerraum hat sich völlig verändert. Ich befinde mich in einem schönen, alten Gewölberaum. Alte Tonziegel formen viele hohe Gewölbe, die von zahlreichen Säulen gestützt werden. Der Raum ist sehr groß und hell geworden. Von links kommt strahlendes Licht, dass sich in dieser Architektur zu einem schönen Licht- und Schattenspiel bricht.
Mein SB ist noch immer dieser fünfjährige Junge, auch die Kleidung ist identisch. Der Gesichtsausdruck ist ruhig und positiv. Die Umarmung tut unglaublich gut; so als hätte ich einen Bruder, der alles versteht und ein kleines Stück klüger ist als ich. Wir stellen uns gemeinsam ins Licht. Ich spüre deutlich, wie es mich durchströmt und wärmt. Es ist so tröstlich.
Meine dreieinhalb-jährige Tochter Sofie läuft beim Kellereingang herein. Ich umarme sie wie nie zuvor und weine erleichtert. Wir spielen ausgelassen, laufen über eine Wiese. Plötzlich sind wir in unserem Haus in G.. und Sofie legt meine Hand in die Hand von Linda, meiner Frau. Die Situation ist sehr schön für mich und dennoch kann ich es nicht ganz zulassen. Deutlich aber entsteht das Gefühl der Liebe, das Licht ist wieder da. Lindas Gesicht ist undeutlich, aber ich fühle, dass sie die richtige Seele für mich ist. Gedankenfetzen stören und durchbrechen das Bild.
GERHARD führt mich vor meinen Spiegel. Mein SB ist starr, wie tiefgefroren, es kann sich nicht bewegen und kann auch nicht sprechen. Plötzlich ist da wieder dieser 5jährige Junge. Er lächelt mich an und wir umarmen uns. Der Gefühlsausbruch ist überwältigend. Mein Verstand registriert, wie ich mich selbst umarme, bemerkt die Kraft und Intensität dieser Umarmung. GERHARD lässt mich den Jungen fragen, ob er mit mir mit dem Fahrstuhl nach oben fahren möchte, ob er bereit ist, den Kellerraum zu verlassen. Mein SB nickt ruhig und bestimmt und wir laufen durch den Gang zum Lift, der in einem unglaublichen Tempo noch oben fährt.
Es tut gut, mein SB in meinem Haus zu wissen. Das Gebäude hat sich verändert, die Fassade ist fast zur Gänze aus Glas, wir schauen hinaus, unten grenzt ein Park mit hohen Bäumen an mein Haus. Im Sonnenlicht ist eine kleine Stadt am Hügel zu sehen.

Montag, 9. November,   2. Einzelsitzung 15.00-16.30 Uhr

Ich treffe mein SB im Gang des 10. Stockwerkes und fahre mit ihm in den Keller. Die Räume haben sich wieder verändert; ich befinde mich in der Säulenhalle, die wesentlich größer geworden ist. Viele zarte Säulen stützen die Gewölbe, die so hoch wie in einer Kathedrale sind. Die Halle wird von den Oberlichten her hell durchleuchtet und das Spiel von Licht und Schatten ist aufregend. GERHARD gibt mir einen großen Hammer, um die Säulen zu zerschlagen. Darunter verbirgt steh jedoch nur eine Glassäule, die ebenfalls von diesem Licht durchströmt ist.
Ich soll den Blick zur Tür wenden und jene Menschen hereinlassen, die mir tiefen Schmerz zugefügt haben. Die Visualisierung fällt schwer. Es betritt nur meine Mutter den Raum und ich finde keinen Blickkontakt mit ihr. GERHARD leitet mich, die wartenden Personen vor der Tür abzuholen. Ich finde meinen Onkel; weiß nicht, was er hier tut. GERHARD lässt mich meinen Vater dazustellen und ich soll allen sehr intensiv in die Augen schauen.
Vater blickt wütend und traurig, tiefe Falten stehen in seinem Gesicht, so, als ob er weinen und brüllen wollte. GERHARD lässt mein SB, den 5jährigen Jungen, Vater an der Hand nehmen. Wir stellen uns in das Licht und ich zeige ihm, dass er keine Angst zu haben braucht. Vater glaubt mir nicht recht, obwohl er lächelt und 30 Jahre jünger aussieht.

GERHARD lässt meinen Vater noch jünger werden, ich sehe ihn als regungslosen Jungen, der mich mit großen Augen ansieht. Ich weine aus Anteilnahme, Liebe und Mitleid (?), ein Näherkommen gelingt dennoch nicht. Mein Vater wird zum Baby. Es liegt vor mir auf dem Boden und strahlt in diesem Licht. GERHARD sagt, ich solle es aufheben und dem Baby all meine Liebe geben und diese Gefühle fließen lassen. Ich denke bei mir: „…dieses Baby hat doch alles, so wie es leuchtet!“ Mehr Nähe lässt Vater nicht zu.
Ich wende mich wieder den anderen Personen im Raum zu. Mein Onkel blickt betroffen zu Boden. Meine Mutter ist entsetzt und verstört. Ihre Augen sind leer und dunkelbraun bis schwarz. Die Augen meines SB sind plötzlich auch leer und schwarz, doch ich bemerke diese Tatsache erst später, im Laufe der weiteren Bilder.
GERHARD führt mich und mein SB auf eine Wiese. Ich sehe einen sanften Hügel. Wir legen uns nackt auf den Boden und  sollen das Licht spüren. Die Loslösung vom Körper und die Visualisierung gelingen nur unter Anstrengung. Ich bin in einer Wolke, einem Nebel gefangen, der alles grau-blau erscheinen lässt. Der Körper des Jungen, den ich von oben sehe, ist bleich, die Augen schwarz. GERHARD lässt mich den Jungen fragen, ob er bereit ist zu kämpfen, mit mir dort hinunterzugehen, weiterzuarbeiten. Der Junge nickt, seine Augen sind leer und schwarz. (Anmerkung: Das Bewusstsein für diese Symbolik kommt erst mit dem Schreiben dieser Zeilen und ich weiß, dass diese leeren, schwarzen Augen mit dem Tod zu tun haben und beim Visualisieren dieses Anblickes überläuft mich ein lang anhaltender Schauer und eine dicke „Gänsehaut“)

Dienstag, 10. November,   3. Einzelsitzung  8.00 – 11.00 Uhr

Anmerkung vorweg: Die Nacht war schlimm. Beim Einschlafen verfolgten mich die Bilder der letzten Stunde und der Anblick dieser dunklen, leeren Augen ließ mich nicht los. Ich nahm mich selbst in den Arm und versuchte mich zu trösten. Gegen 3.30 Uhr früh wachte ich auf. Schütterfrost, Fieber und Gänsehaut waren zur selben Zeit spürbar; ich schwitzte, zitterte und fror. Gegen 4.30 Uhr schlief ich wieder ein. Heute früh hatte ich die Gewissheit, einen zentralen Punkt erreicht zu haben.
Ich treffe mein SB im Hochhaus. Die schwarzen Augen, das bleiche Gesicht und die magere Gestalt erschrecken mich. Wir steigen in den Lift. Ich bin traurig und die Tränen fließen bereits während der Fahrt hinunter.
Ich betrete den Kellerraum, der sich wieder völlig verändert hat. Die Halle ist riesengroß, von Licht hell durchströmt. Die Decke ist noch höher geworden, die Säulen noch dünner. Ich stehe etwas verloren in der Mitte der Halle und beobachte mich von oben. GERHARD lässt meine Mutter hereinkommen. Nur zögernd betritt sie den Raum; anfangs in ihrem gegenwärtigen Alter, langsam wird sie jünger. GERHARD leitet mich, meine Mutter anzusehen und sie zu fragen, ob da mit dem Onkel „etwas offen sei“… Die Bilder sind hektisch und verwirrend. Meine Mutter senkt den Kopf und ich bemerke ihre harten Lippen. Ich packe sie an den Armen und frage sie nochmals ganz eindringlich. Sie nicht nur, ohne aufzublicken. GERHARD lässt mich sie fragen, wer den nun mein Vater sei. Ich spüre meine Unkonzentriertheit in der Trance; denke bei mir „das gibt`s jetzt aber nicht!“ und ich bin nicht sicher, ob mein Mutter auf den Onkel zeigt. Die Bilder sind unklar.
GERHARD lässt mich meine Mutter auf den Boden legen und ich lege mich neben sie. Ich werde kleiner und soll zurück in den Mutterleib. „Das wird jetzt aber nicht funktionieren, das ist alles Einbildung!“ denke ich bei mir, doch plötzlich entsteht dieses Bild, ich bemerke noch wie sich mein Körper von selbst eindreht, in die Embryonalhaltung geht.
Das Gefühl ist schön, von allen Seiten spüre ich dieses Licht, es ist warm und eine kaum spürbare Hülle umgibt mich. GERHARD führt mich zurück zum Zeitpunkt an dem meine Mutter erfährt, dass sie mit mir schwanger ist. Es ist schwierig für mich die Bilder sind unklar. Ich sehe die Eingangstür von Dr. H. Ordination in der Wienerstraße. Ich schwebe irgendwie im Raum, sehe meine Mutter auf dem Sessel am Schreibtisch des Arztes. Die Büroeinrichtung ist zu modern, mein Verstand funkt ständig dazwischen und vermittelt „alles Einbildung“. Trotz Anstrengung erreiche ich keinen Gefühlseindruck, keine Klarheit über diese Situation.
Plötzlich sind wir zu Hause in Graz. Mutter liest einen Brief (A4 Seite 2mal gefaltet) Sie wirkt verstört, irritiert. Die Bilder und Gefühle werden wieder unklar und zerfließen. Nun sehe ich meinen Vater auf der Küchenbank, das Bild verschwimmt, schließlich ist es ganz weg. Mein Onkel taucht auf. Er sitzt ebenfalls auf der Küchenbank, es ist der Platz am Fenster. Sein Oberkörper ist vorn übergebeugt, die Ellbogen sind auf die Knie gestützt. Irgendwie erscheint er sehr hell.
Mutter sitzt am Bett Vis a Vis und weint nur, sie sagt nichts. Mein Onkel schüttelt den Kopf und sagt: so was darf einfach nicht passieren!“ Er geht auf und ab, verlässt schließlich die Wohnung.

GERHARD führt mich zum Augenblick meiner Zeugung. Das Bild entsteht nur sehr zögernd; ich strenge mich an, will etwas sehen, sehe nichts, weil ich zweifle. Mutter liegt zwischen Vater und Onkel im Bett, ich sehe es von oben. Vater liegt links, mein Onkel rechts und Mutters Haare sind lang und offen. Sie fühlt sich irgendwie „geehrt“ von zwei Männern begehrt zu sein. Mein Verstand funkt dazwischen… „Das ist eine Projektion, ein Symbol, irgendein Bild, aber das kann es nicht geben!“ Ich vernehme GERHARDS Stimme: „Wer ist dein Vater? Du weißt es ganz genau, sieh’ nur hin!“ Augenblicklich wird Vaters Gesicht, das links zu sehen ist, unscharf und verschwimmt. Mein Onkel, der sich zur Seite gedreht hat, ist nun hell erleuchtet. Die Tatsache, dass ich gar nicht wütend bin, überrascht mich. Ich erlebe die Situation ganz wertfrei, ja fast glaube ich, auf Grund der Klarheit eine Erleichterung zu spüren.

Nun sitzen Vater und Onkel wieder auf der Küchenbank. Mutter weint nur, sagt nichts. Vater ist wütend, spricht aber kein Wort und Onkel W. sagt wieder: „So etwas darf einfach nicht passieren…“ Ich vernehme keine Details, aber irgendwie scheinen Vater und Walter zu verhandeln… „die Familie werde das schon lösen …im Zusammenhalt …mit gemeinsamer finanzieller Unterstützung…“

Mutter ist wütend und verzweifelt über diese „Verhandlung“; sie weint und geht hinaus. GERHARD lässt mich mit Mutter zur Brücke gehen (Ich hab’ ihm heute früh von den damaligen Selbstmordabsichten meiner Mutter erzählt, jedoch in der Version meiner Mutter. Sie erzählte mir öfter von jener Zeit, bevor sie meinen Vater kannte und mit mir schwanger war. .offensichtlich war es ihre Art,  mich vor der Wahrheit zu schützen).

Nun steht Mutter auf der Brücke, Gerda, 6 Jahre und Josef, 10 Jahre, ihre Kinder aus erster Ehe, sind auch irgendwie dabei und ich bin nicht sicher, ob dieses Bild frei entstanden ist, oder das Produkt von Mutters Erzählungen ist. Ich bin wieder im Mutterleib, es ist angenehm hell und warm. GERHARD lässt mich meine Mutter spüren, ihre Gefühle wahrnehmen. Anfangs ganz undeutlich, denn ich empfinde in dieser angenehmen Umgebung nur für mich. Plötzlich sehe ich das Gesicht meiner Mutter, sie dreht es zur Seite und ich fühle ihre Ablehnung. GERHARDS Stimme sagt mir:“ Spüre hin, geh’ ganz in dieses Gefühl hinaus und schrei es hinaus!“
Ich vernehme deutlich durch die Kopfhörer hindurch mein Brüllen; spüre mich treten, boxen, strampeln. Ich mache mich bemerkbar, mit aller Kraft. Wie lange es gedauert hat, weiß ich nicht mehr. Ich bin völlig erschöpft, aber zufrieden. Ich habe gesiegt.

GERHARD holt mich in meinen Kellerraum zurück. Der Raum hat sich wieder verändert, er ist kleiner und angenehmer geworden. Das Gewölbe ist noch da, aber es gibt nur noch eine Säule in der Mitte. Bunte Kirchenfenster lassen den Raum erstrahlen. GERHARD lässt mich mit einem großen Hammer die Fenster zertrümmern, frische Luft strömt herein. Ich spüre tatsächlich kalte, frische Luft und atme tief und frei. Ich spüre, wie mich das Leben durchströmt. Nun erscheinen meine Frau Linda und meine Tochter Sofie. GERHARD fragt, ob ihre Gesichter klar zu sehen sind. Ich strenge mich an, dennoch bleiben die Gesichter verschwommen und es macht mich ein bisschen traurig. Gemeinsam fahren wir mit dem Lift nach oben. Am Gang des 10. Stockes ist alles mit Glas verkleidet; ein angenehmer, großzügiger heller Bau mit angrenzendem Park. Kurz klärt sich Lindas Gesicht, sie lächelt. Meine Tochter bleibt unscharf, ich belasse es dabei und öffne die Augen.

11.55 Uhr

Ich habe meine Niederschrift beendet. Gefühlsmäßig beschreibe ich eine Art von Zufriedenheit, Aufgeregtheit. Ansonsten bin ich verwirrt. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich fürchte noch immer, einem Trugschluss zu unterliegen.

15.10 Uhr

Ich bin soeben von einem dreistündigen Spaziergang zurückgekommen, der mir sehr gut getan hat. Bezeichnender Weise reagierte mein Körper auf seine Art; während des Gehens musste ich zweimal erbrechen. Gedankenfetzen bildeten Puzzle-Teile und setzten sich zu einem Bild zusammen. Viele Details, oft nebensächliche Bemerkungen aus meinem Leben sind aufgetaucht und fügen sich in das Gesamtbild. Ich erkenne plötzlich den Grund für Vaters Zurückhaltung, für die enge Bindung des Onkels zu mir und zur Familie, für die Eifersucht zwischen den Brüdern. Während des Spazierganges war auch das Bild meiner Zeugung wieder aufgetaucht, wie ich so über den drei Personen schwebte. Eigenartiger Weise fühlte ich eine besondere Art von Fröhlichkeit, denn ICH wollte auf diese Welt, und diese drei waren gerade recht. Ich bin frei von Ärger, von Vorwürfen, es gibt kein Moralisieren. Ich spürte das schlechte Gewissen dieser drei Menschen, die mit dieser Verantwortung selbst umgehen müssen, es hat jedoch nichts mit mir zu tun. Ich bin frei! In diesem Gefühl entstand der Gedanke: „Wer darf schon behaupten, zwei Väter zu haben?“ Anscheinend brauchte mein Schicksal drei Menschen, um mich zur Welt zu bringen.

Dienstag, 10. November,   4. Einzelsitzung 17.00 – 19.30 Uhr

Im 10. Stock meines Hochhauses herrscht reger Verkehr. Viele Menschen gehen dort geschäftig hin und her und der Ausblick auf den Park bringt eine angenehme Atmosphäre. Am Gang treffe ich Barbara und Valerie. Noch bevor GERHARD mit der Entspannung beginnt, schwebe ich mit Barbara davon. Wir fliegen über Alpentäler, schlagen Purzelbäume und Salti in der Luft. Die Leichtigkeit ist phantastisch. Nun lässt GERHARD mich in den Lift steigen. Ich möchte Barbara und Valerie mitnehmen, verliere sie jedoch während der Fahrt nach unten. Der Aufzug wird, genau wie alle anderen Bilder, schärfer. Ich brauche nun keine Anstrengung mehr, um genau hinzusehen und mein Verstand „nörgelt“ nicht dauernd dazwischen.
Der Aufzug ist, wie beim ersten Mal, mit dunkelrotem Samt tapeziert, ohne Spiegel und ohne Metall. Da er eine Glastüre zum Gang besitzt und mit einer Faltgittertür zu verschließen ist, sehe ich bei jedem Stockwerk durch das Glas der Gänge ins Freie.
Ich blicke auf die Anzeige der Liftkabine. Die Taste „K“ für Keller leuchtet und ich nicke kurz, um GERHARD zu zeigen, dass ich angekommen bin. Die Tür zum Kellerraum steht offen, aber eine weitere Tür versperrt den Zutritt. Diese massive Holztür mit Rundbogen lässt sich nicht öffnen und ich spüre meine Irritation. GERHARD lässt mich eine Schrift an der Türe suchen und ich entdecke den Namen LINDA. Die Tür öffnet sich, doch bereits an der Schwelle beginnt ein Abgrund, der 20 bis 30 Meter senkrecht nach unten führt. Ich blicke mit mulmigem Gefühl hinunter, sehe durch die runde Felsöffnung eine Art Thermalbad in der Tiefe. Einige Menschen sind im Becken und ich weiß, dass ich da unten Linda treffen werde. Mein Verstand meldet sich und verweist auf die Symbolik, da ich gestern im Thermalbad war. Ich lasse das Bild zu, weil es irgendwie stimmt und weiß auch um die Bedeutung des «Springen Müssens“. Mein ängstliches Gefühl weicht jedoch, als ich das klare Wasser dort unten bemerke. Im selben Augenblick tauche ich auch schon ins warme Wasser ein und spüre Lindas Haut. Sie lacht so unbekümmert und froh; ich spüre die große Nähe zu ihr. Plötzlich weicht das Wasser und wir stehen im Licht. Ich kann wieder fliegen, diesmal gemeinsam mit ihr und dieses Gefühl ist unbeschreiblich…
GERHARD lässt mich Linda meine Geschichte erzählen. (Das Erzählen erfolgt ohne Worte, es ist vielmehr ein Gefühlsfluss). Sie ist weder überrascht noch entsetzt, vielmehr macht sie den Eindruck, als wüsste sie es die ganze Zeit. Ich spüre meine Tränen, meine Trauer, den Fluss der Gefühle, mein Körper spannt sich an. Das  Licht wird noch heller, ich wünsche mir Sophie zur Seite und spüre, dass meine Tochter nur zögernd, distanziert und mit dunklen Augen erscheint. GERHARD lässt  mich auch Sophie meine Geschichte erzählen. Ich weine wieder, die Intensität der  Gefühle ist unbeschreiblich, mein Körper spannt sich an. Nun erscheint meine  Tochter deutlicher vor mir, aber ihr Misstrauen bleibt. Sie hat Angst, zurückgewiesen zu werden und es ist für mich sehr deutlich… es ist meine Geschichte, mein Thema, meine Angst vor dem Zurückgewiesenwerden. Ich schließe Sophie in die Arme und spüre sie ganz nah bei mir. Es wird noch heller und endlich fühle ich mich frei.

GERHARD führt mich zum Wasserfall und lässt mich nackt ins Wasser steigen. Schwarze Flüssigkeit und Blut wird ausgespült, aber es ist nicht unangenehm. Ein ganz intensives Prickeln ist im Gesicht zu spüren und es tut unbeschreiblich gut. Das Prickeln erreicht den Oberkörper, die Hände und ich sehe dieses helle, weiche Licht. Ein unglaubliches Gefühl. Ich hebe meine Hände dem Wasser entgegen und wie von selbst blicke ich nach oben. Im herabfließenden Wasser bildet sich eine Röhre, durch die ein noch helleres Licht strömt, das Wasser bricht und einen zarten Ring aus Spektralfarben bildet. Noch bevor ich irgendetwas erahnen kann, spüre ich, weiß ich, dass ich in diesem Licht Gott begegne. Mein Brustkorb, meine Hände öffnen sich und ich stelle wie von selbst die Frage: „Was ist mein Auftrag?“ Ich bin so aufgeregt, dass ich auf akustische Signale warte; die Antwort kann ich jedoch nicht hören, sondern als deutliches Gefühl wahrnehmen… „Das war dein Auftrag, das zu
erkennen!“ Ich will es nicht glauben und frage noch einmal: „Das war alles? Das war doch ganz einfach!“ …und da ist wieder der 5-jährige Junge, der zu mir flüstert: JA, ES IST ALLES GANZ EINFACH!’
Ich vernehme GERHARDS Stimme: „So verrückt es jetzt klingen mag, aber es gibt etwas, das über uns wacht und du wirst nun in diesem Licht Gott begegnen. Hör genau hin, was er dir zu sagen hat!“ Mein Verstand meldet sich und ich denke bei mir: „Gerhard, ich rede längst mit ihm!“ und ich empfinde seine Worte für kurze Zeit als Ablenkung. Ich zweifle noch immer ob der Einfachheit meines Auftrages: .Was soll ich tun? Was ist meine Aufgabe?“ Und wieder spüre ich die Antwort… „SEI!“ Einfach nur sein? Das ist alles? Alles tun, wozu ich Lust habe? Die Intensität des Lichtes nimmt noch weiter zu, mein Brustkorb zerspringt fast vor Freude, vor Lebensenergie und ich fühle mein tiefes, leichtes Atmen. Mein ganzer Körper füllt sich mit Licht und ich bin glücklich. Nach einiger Zeit führt mich GERHARD zurück und lässt mich die Augen öffnen.

Mittwoch, 11. November,    5. Einzelsitzung  7.00 – 9.30 Uhr

Ich gleite in den Keller, nicke kurz, um GERHARD zu zeigen, dass ich angekommen bin. Ich finde keinen Kellerraum, sondern bin in einer Röhre. Am Ende sehe ich eine Glastüre, die ins Freie führt. Toll, denke ich, es gibt keinen Keller mehr, ich bin auf der Welt gelandet. Als ich vor der Tür stehe, um sie zu öffnen, ist da plötzlich eine Ziegelwand. Ich greife hinein und kann sie mühelos eindrücken.
Ich bin im Freien, es ist nebelig und regnerisch, vor mir liegt ein See. Der Verstand analysiert und meldet den offensichtlichen Einfluss des Wetters während meiner Spaziergänge. (Anmerkung: Ich bin täglich 4 bis 5 Stunden bei Nebel und Regen gewandert.) GERHARD lässt mich ins feuchte Gras setzen, die Kälte und Feuchtigkeit nehme ich nicht wahr. GERHARD bringt meine Mutter ins Bild und sie setzt sich neben mich ins Gras. Nun soll ich kleiner werden und in den Mutterleib zurück. Es gelingt mühelos. Ich fühle das helle Licht, die Wärme und will über nichts nachdenken, einfach nur da sein.
GERHARD führt uns zurück zur Brücke und lässt mich in dieses Gefühl hineingehen. Ich will das Licht nicht verlassen und spüre, wie mein Körper sich verkrampft und wie es um mich dunkel wird. Ich drehe mich zur Seite, fühle, wie ich ganz klein werde. Meine Fäuste ballen sich und das Gefühl der Angst, der Wut verdichtet sich so stark, dass ich mich durch die Kopfhörer brüllen höre. Es ist das kräftigste, intensivste Lebensbrüllen, wie man es nur von Neugeborenen kennt. Wieder beginne ich zu treten, zu kämpfen, ich spüre eine unbeschreibliche Kraft in mir, drücke gegen die Wand, strample und schreie. Als alles hinaus geflossen ist, stellt sich das Licht wieder ein und alles ist hell. „Geschafft“… denke ich bei mir.
Das Licht ist sehr erholsam. „Es sollte so bleiben!“ denke ich bei mir, doch GERHARD schickt mich wieder zurück, der Körper krampft wie von selbst, ich brauche nichts tun, ja es scheint fast, als ob ich es genieße, endlich, endlich alles hinausbrüllen zu können. Wieder bin ich verwundert über diese Kraft, die in mir steckt. Ich weiß nicht, wie oft mich GERHARD diesen Ausbruch wiederholen lässt, ich denke 4- bis 5-mal.
Während ich im Licht bade und denke: …jetzt ist es gelöst!“, taucht mein SB als 5-jähriger Junge auf. Sein stoisches Lächeln ist unverändert. Er streckt die Hand aus, will dabei sein. GERHARD lässt mich den Jungen fragen, wie oft ich noch in dieses Gefühl hineingehen muss. Ich kann die Antwort nicht hören, aber der Junge hebt die Hand und streckt drei Finger in die Luft. Ich spüre, wie ich zweifle; ich möchte verhandeln, denke bei mir: …es ist doch schon alles draußen?“ Die Sicherheit, mit der mein SB die drei Finger in die Luft streckt, überzeugt mich. Tatsächlich wiederholt sich alles noch dreimal. Krampfen, Treten, Brüllen. Ich bin total erschöpft. Jetzt spüre ich mich im Licht und mein SB erhält mein „Gegenwarts-Ich“ zur Seite. Sie halten sich an den Händen und betrachten mich als dieses Baby. Plötzlich bilden alle drei einen Kreis und tanzen. Ich spüre die Wirkungskette …alle drei wissen, dass es so sein hat müssen; dass dies der Weg war.

Alles verdichtet sich zu Licht, es ist nur mehr hell und ich bin glücklich. Meine Halbschwester Gerda schlüpft wie durch einen Vorhang vor das Licht, sieht mich zufrieden an. Sie sieht irgendwie lustig aus, mit ihren hochgesteckten Haaren, mit ihrem ausgeschlagenen Schneidezahn und diesem blau-gelb karierten Schottenrock.
Mein Bruder taucht ebenfalls auf; er sieht ebenfalls zufrieden aus und ich spüre die Botschaft der beiden… „Du hast kommen müssen, damit es für uns weitergeht!“ Wir halten uns an den Händen und sind froh. Ich fühle nun wieder meine Mutter neben mir. Es geht mir so gut, ich will sie an der Hand nehmen und mit ihr fliegen; ihr das Licht zeigen. Mutter sieht hoch, ihr Gesicht sieht jünger und entspannter aus, aber sie zweifelt und scheint zu sagen: …flieg allein, mein Platz ist woanders!“ .Schade…’, denke ich, ….es ist doch ganz einfach, du brauchst doch nur hinzusehen!“
GERHARD lässt mich meine Mutter ansehen. .Sie erzählt dir jetzt dein Leben…“ höre ich ihn sagen. Anfangs suche ich nach Worten, ich höre nichts, ich spüre nur diesen Gefühlsfluss von Trauer. Ich weine solange, bis das Licht wieder alles klärt. Ein Bild entsteht. Meine Großmutter befindet sich in ihrer Altbauwohnung und ich sehe meine Mutter als 5 – 6 jähriges Mädchen. Ihre Mutter ist hart, scheint sie zu bestrafen. Jetzt erscheint ihr Vater links im Bild. Er kniet vor meiner Mutter, dem kleinen Mädchen, und scheint um Verzeihung zu bitten, ich spüre, dass es hier um eine sexuelle Sache geht, ich nehme nur die Gefühle war, aber keine Details. Plötzlich verstehe ich, warum meine Mutter ihren Vater jetzt im Alter bestraft. (Er lebt in einem Altenheim und sie besucht ihn kaum). Ich versuche zwischen meiner Mutter und dem Großvater zu vermitteln; versuche ihr zu sagen, dass die Lösung im Verzeihen liegt. Meine Mutter wird heller, sieht nun noch entspannter aus und ich denke bei mir:“…wie doch alles zusammenhängt, sich fügt…“ und …das mit Opa ist nicht meine Sache!“
Wieder sitzen meine drei Ichs (das Baby, der 5-jährige Bub und mein Erwachsenen – Ich im Gras. Wir sitzen hintereinander gereiht und ich fühle den Fluss von Wärme und Liebe. Gerhard lässt mich sie fragen, ob ich wiederkommen darf. Der Bub nickt nur wortlos und das Baby strahlt. Ich genieße noch einige Augenblicke das weiche Licht und dann öffne ich die Augen.

Mittwoch, 11. November , 6. Einzelsitzung  12.00 – 14.00 Uhr

Ich betrete den Lift; komischerweise ist da jemand im Gang, der mir die Aufzugstüre öffnet. Ich lache und steige ein. Während des Hinabgleitens entdecke ich mit Verwunderung, dass der Park vor dem Haus nicht mehr zu sehen ist, da mein Haus eingerüstet ist. .Hier wird umgebaut…“, denke ich bei mir, ….ein gutes Zeichen!“ und registriere auch die Erleichterung auf der Verstandesebene. Ich kann hinsehen und darüber lächeln.
Die „K’-Taste leuchtet auf, aber das Haus hat keinen Keller mehr; nur eine großzügige Doppelglastüre ins Freie. Ich denke nicht mehr nach, ob es gut oder schlecht ist, dass kein Keller mehr da ist, sondern trete ins Freie. Es ist ein herrlicher Tag, ich bin umgeben von Bergen, Wäldern und einem See. Als ich mich umdrehe um zum Eingang des Hauses zurückzublicken, löst sich das gesamte Gebäude auf und fällt in sich zusammen. Obwohl mir mein Haus so vertraut war, empfinde ich die Auflösung als angenehm. GERHARD lässt meine Mutter auftauchen. Sie sieht jung und entspannt aus. Jetzt sehe ich sie zum ersten Mal als junge, attraktive Frau, die lachen kann.
Wir steigen höher, auf irgendeinen Hügel im Hochgebirge. Ich sehe den blauen Himmel, die saftigen grünen Wiesen und die schneebedeckten Berge in der Ferne. Meine Mutter legt sich auf diesem Hügel ins Gras. Ich genieße es, dass sie endlich schön und strahlend ist und lachen kann. Ich vernehme  GERHARDS Stimme:“ Du wirst heute nach so vielen Jahren endlich geboren werden, Du wirst spüren, was es heißt, zu leben und frei in die Welt hinaus zu gehen!“
Ich werde kleiner und schlüpfe in den Bauch meiner Mutter. Es ist angenehm hell, ich entdecke einen hellen Tunnel und schlüpfe ohne Schmerz durch ihn hindurch ins Freie. Nun schwebe ich über meiner Mutter und sehe sie im Gras liegen. „Das kann doch keine Geburt gewesen sein!“ meldet mein Verstand, obwohl es ein angenehmes Gefühl ist. GERHARD lässt mich noch einmal zurückgehen; ich gleite nochmals durch diesen Tunnel, diesmal deutlicher und ich bemerke, wie mein Körper sich schlängelt und gleitet. Ich drehe den Kopf zur Seite, dann hebe ich die rechte Schulter, dann die linke, ich schlängle meinen Unterkörper heraus und bin im Licht. „Schön war das!“ denke ich bei mir und plötzlich stehe ich als Erwachsener auf diesem Vorsprung, schaue in Richtung der Berge und fühle den verbliebenen Schmerz meines Lebenskampfes in mir hochkommen. Da vernehme ich GERHARD im Hintergrund: „Schrei ins Leben hinaus, es gehört dir!“ und ich brülle mit einer Mischung aus Freude, Befreiung und Erlösung, wie ich noch nie in meinem Leben gebrüllt habe. Mein Verstand bemerkt ganz deutlich, dass dieses Schreien völlig ident ist mit dem Urschrei eines Neugeborenen. Nie könnte ich im Wachzustand so einen Laut von mir geben. Es ist einfach unglaublich! Ich bin befreit und glücklich.
GERHARD lässt mein Spiegelbild erscheinen, das nun als Erwachsener auftaucht. Wir sollen zum Wasserfall gehen. Das Bild entsteht sofort, aber diesmal ist es ein anderer Wasserfall an einer kleinen aufgestauten Bachmulde. Ich lege mich ins Wasser, spüre das angenehme „Umspültwerden“. Es wird heller und ich nehme nur mehr das Licht wahr. GERHARD erklärt mir, dass ich in diesem glasklaren Wasser untertauchen und atmen kann. Es gelingt mühelos und ist ein wunderbares Gefühl.
„Du spürst nun im Genick einen Reißverschluss…“ spricht GERHARD, ….mach’ ihn langsam auf und lass das Wasser hineinströmen. Ich ziehe den Reißverschluss über meinen Hinterkopf, über Stirn, Nase und Brustkorb. Der Körper öffnet sich, anfangs ist er innen schwarz und dunkelrot, dann spült das Wasser dunkle Flüssigkeit aus und ich entdecke eine wunderschöne Lichtkugel in meinem Bauch.
Während ich den Reißverschluss weiter öffne, spült das Wasser die letzten Reste der dunklen Flüssigkeit aus und mein Körper ist nun ganz geöffnet – bis zu den Zehen. Ich spüre ein intensives und unglaublich angenehmes Kribbeln im Gesicht. Als hatte ich tausend Ameisen, die geschäftig über meine Haut laufen. Ich genieße dieses Nichtstun, dieses WIE VON SELBST sein. GERHARD lässt meine Körperhülle nun ganz verschwinden. Ich sehe diese faustgroße, leuchtende Kugel, die von einem Kranz aus Spektralfarben umgeben ist.
Ich zische mit dieser Kugel durch die Luft, die Bilder entstehen ganz leicht und sind ungeheuer schnell. Ich sehe die Erde, fliege durch das All und fühle diese Kraft, dieses Vertrauen, das ich immer gesucht habe.

Plötzlich durchdringe ich als Lichtkugel das All, und, als hebe sich eine Decke, schlüpfe ich in einen Raum dahinter. Hier ist alles in einem sanften, fast weißen Licht und Tausende dieser Lichtkugeln zischen herum. Ich spüre diese unbeschreibliche Konzentration an Energie.
GERHARD lässt mich zum Bach zurückkehren, meine Hülle liegt im Wasser, meine Lichtkugel ruht im Bauch. „Such dein Spiegelbild!“ sagt GERHARD und prompt erscheint es vor mir als Gegenwarts-Ich. Mein Gesicht ist entspannt und meine Gefühlsbindung zum SB ist sehr positiv; ich finde es sympathisch. „Nimm dieses Spiegelbild, fass es an den Händen und lass Dich eins werden mit ihm, werdet wieder ganz“ sagt GERHARD. Ich fasse mein Bild an den Händen, wir umarmen uns, ich registriere den starken Druck meiner Arme am eigenen Körper. Wie viel Kraft ist da spürbar! Altes ist hell erleuchtet und ich bin selig.

Ich weiß nicht, wie lange ich daliege, in dieser Umarmung mit mir selbst, aber es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Nichts wollen, nichts tun müssen, einfach nur da sein. Ich vernehme GERHARDS Stimme: „Dein Innerstes nimmt dich nun an der Hand und wird dir Dinge zeigen, die du dir nie erträumt hättest – schau aber genau hin!“ Ich will den Zustand der Einheit nicht verlassen, will in diesem Moment noch nicht nach vorne blicken, denn ist so schön. Bilder entstehen; sie sind hektisch und ich bemerke meinen Verstand als Blockade. Plötzlich fühle ich meinen Auftrag:“ Zeig den Menschen, dass du fliegen kannst, zeig ihnen, dass alles ganz leicht ist, viel einfach, als sie denken.“ Und ich sehe irgendwelche Skulpturen, irgendein weißes Ding im Freien. Menschen stehen dabei und unterhalten sich. Ich spüre nur meine Begeisterung, meine Leichtigkeit, die auf sie überfließt. Nach vielen anderen Bildern aus meinem Leben bin ich wieder bei mir, in meinem Körper und bei meiner Lichtkugel. Noch einige Momente lasse ich dieses tiefe, alles durchdringende Gefühl wirken, dann lässt mich GERHARD die Augen öffnen. „Willkommen auf dieser Welt!“ hör’ ich ihn sagen. Ich stehe auf und wir umarmen uns.

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