Hypnosetherapie – Schlüssel zum Ich
Die Seele vergisst nichts
95 Prozent aller Krankheiten sind – davon ist Gerhard Schaffer überzeugt – psychischen bzw. seelischen Ursprungs. „Die Seele – oder wie immer man sein Innenleben nennen möchte – vergisst nichts!“
Seien es nun Schockerlebnisse wie ein Unfall, eine Vergewaltigung oder tiefe Kränkung – Erlebnisse wie diese sind im Gefühlsleben lebendig, völlig unabhängig davon, wie lange diese „Sache“ zurückliegt; sie verjährt in keinem Fall, sie belastet uns im gleichen Maß wie damals, als sie passierte.
„Die Seele hat kein Zeitgefühl“, sagt der Therapeut. Ohne Zweifel gibt es Menschen, die sich selbständig und erfolgreich mit erlebten Traumata auseinandersetzen, aber viele können dies eben nicht, werden krank – und wissen nicht warum.
Die Schulmedizin steht solchen Fällen meist hilflos gegenüber: Hier wird ein Hormonmangel diagnostiziert, dort ein fehlender Blutinhaltstoff, dem Dritten werden Psychopharmaka verschrieben; tiefer geht es selten. Auch eine jahrelange Gesprächstherapie führt den Kranken oft nicht zum Ursprung des Übels, weil – nach Ansicht von Gerhard Schaffer – auch hier meist der Weg über den Verstandesbereich gegangen wird. Anders bei der Hypnose: Sie ist der direkteste Weg zum eigenen Ich, das Unbewusste kommt endlich zu Wort.
Das Unbewusste lügt nicht
Das Reich des Unbewussten ist groß. Ängste finden sich hier ebenso wie Erlebnisse aus der Kindheit, der Jugend oder aus dem Erwachsenenalter an die man sich bewusst nicht mehr erinnern kann.
So kann während der Hypnosetherapie etwa eine früh erfahrene sexuelle Belästigung auftauchen, eine Demütigung in der Schule oder eine Bestrafung von Seiten der Eltern.
Da drängt sich die Frage auf, ob dieses „Eindringen in das Unbewusste“ immer gut ist, oder ob manche einige Dinge nicht einfach besser ruhen lassen sollte.
„Ich bin fest überzeugt, dass man keinerlei Möglichkeit hat, etwas ‚aufzurühren’, was wirklich verarbeitet ist“, antwortet Gerhard Schaffer. „Erlebnisse, die in diesem Entspannungszustand Emotionen in einem Patienten hervorrufen, sind – unabhängig davon, ob der Betroffene es glauben will oder nicht – unverarbeitet.“
„Früher war ich einmal fest davon überzeugt, dass alle Menschen, die krank sind, auch wirklich gesund werden wollen. Dass dem nicht so ist, konnte ich in meiner Tätigkeit mehrfach feststellen.“
Als Beispiel nennt er seine Erfahrung mit einer MS-Patientin aus der Steiermark: Diese war ans Bett gefesselt und erklärte im Vorgespräch, ihr größter Wunsch sei, wieder gehen zu können. In der Hypnose fragte sie Schaffer – so wie alle seine Patienten – nochmals, ob sie tatsächlich wieder gesund werden möchte.
„Eigentlich nein“ war die verblüffende Antwort. Im Verlauf der Sitzung stellte sich dann heraus, dass die Frau seit Ausbruch ihrer Krankheit viel mehr Zuwendung bekommen hat als vorher. Ihr Mann bringt ihr das Essen ans Bett, die Tochter kommt viel häufiger zu Besuch; Nachbarn, alte verbliebene Freunde, alle kümmern sich nun um die Frau, die das offenbar genießt.
„In einem solchen Fall scheitert jeder beliebige Versuch, dieser Frau wirklich zu helfen“, erklärt Gerhard Schaffer. „Der innere Wille zum Gesundwerden ist die Basis, auf der ich meine Therapie aufbaue.“
Ängste und Bedenken
Die Angst vor Manipulation ist nicht das Hauptproblem in Gerhard Schaffers Arbeit. Dahingehende Bedenken kann er vollkommen ausräumen, denn seine Methode lebt nicht von der Suggestion.
„Man kann keinem Menschen einreden, dass es ihm gut geht, wenn die Realität anders aussieht. Wenn man ausschließlich mit Suggestionsformeln arbeitet, lügt man nicht nur den Patienten an, man nimmt ihm sogar die Möglichkeit, innere Veränderungen bewusst anzustreben.“
Einige verspüren auch eine gewisse Scheu, sich einem anderen Menschen gegenüber zu öffnen, ihm von den eigentlichen Problemen zu erzählen. „Diese Angst“, meint Schaffer, „ist aber unumstritten lediglich die Angst vor sich selbst – jetzt unabdingbar damit konfrontiert zu werden, was einen innerlich wirklich quält.“ Doch auch diese Hürde überwindet der Patient meist sehr schnell – vor allem dann, wenn er bemerkt, wie befreiend es sein kann, seinen eigenen Problemen entgegenzugehen, und nicht wie bisher, einfach davonzulaufen. „Trotzdem möchte ich es nicht verheimlichen, dass ich vielen meiner Patienten große Bewunderung entgegenbringe, dass sie sich dazu entschlossen haben, den schwierigsten Schritt ihres Lebens zu tun; nämlich den, sich selbst näher zu kommen.“