Naturtalent in Sachen Mensch
von Karin Buttenhauser, ORF Salzburg
Bereits beim ersten Kontakt mit diesem Mann spürt man dass er mit Leib und Seele in seinem Beruf aufgeht. Es ist Vertrauenswürdigkeit, Offenheit und absolute Menschenliebe, die er ausstrahlt. Im März wurde Gerhard Schaffer 42. Dass er meist jünger eingeschätzt wird, liegt wahrscheinlich an seiner unkomplizierten Art.
Schon vor vielen Jahren war ihm klar, dass er beruflich mit Menschen zu tun haben möchte – „schon damals, als ich noch in der Bank gearbeitet habe, habe ich eigentlich schon therapiert – viele meiner Kunden kamen mit ganz persönlichen Dingen zu mir und hatten mich um Rat gefragt“.
Während eines Griechenlandurlaubs fasste er dann den Entschluss, sich fortan einem Thema zu widmen, das ihn schon lange beschäftigte und mit dem er durch seinen Religionslehrer in Kontakt gekommen war: Tiefenentspannung und Autogenes Training.
Der Schritt zur Hypnosetherapie lag nahe und Gerhard Schaffer ging ins Ausland um seine Ausbildung dahingehend zu beginnen. Es folgte eine intensive Zusammenarbeit mit dem Allgemeinmediziner Dr. Udo Gleibs, dem Schaffer heute noch für seine Weltoffenheit in Sachen „Gesundheit“ dankbar ist.
Ich hatte damals die einmalige Gelegenheit unentgeltlich mit vielen so genannten „Langzeitpatienten“ zu arbeiten, bei denen Dr. Gleibs keine Möglichkeit mehr sah, ihnen medizinisch weiterhelfen zu können – sie eben nur noch medikamentös betreute.
Dies war die größte Chance, meine eigenen Ideen und Ansätze am Menschen selbst zu verwirklichen. So arbeitete ich monatelang mit Menschen, die von Ängsten geplagt wurden, chronische Schmerzen hatten, Angehörige verloren hatten, sexuell missbraucht wurden, in Unfälle verwickelt waren – „ich hatte damals das Gefühl so nah am wirklichen Leben zu sein, wie noch niemals zuvor“.
Noch heute ist er seinen damaligen Patienten für ihr Vertrauen dankbar. Um selbständig als Hypnosetherapeut arbeiten zu dürfen, unterzog er sich einer mehrjährigen Ausbildung und anschließend der Psychotherapeutenprüfung in München. Er ist aber davon überzeugt, dass man für diesen Beruf manche Dinge einfach „mitbringen“ muss und einfach nicht erlernen kann. Mehrere Jahre arbeitete Schaffer nach seiner Rückkehr nach Österreich im Medizinischen Ambulatorium für ganzheitliche Therapie. Seit sechs Jahren leitet er nun eine Praxis für Psychotherapie und Hypnoseforschung in Mengen, Süddeutschland.
Die Erfahrung, anderen helfen zu können, „gibt einem unheimlich viel Kraft und Hoffnung“, sagt er und man sieht es ihm an. Die Hauptaufgabe sieht er darin, dem Patienten eine Möglichkeit zu bieten, seine körpereigenen Kräfte wieder zu finden – dazu braucht es keine Hilfsmittel, keine Medikamente, keinen Wunderheiler – nur die Bereitschaft, sich mit sich selbst zu konfrontieren und wirklich auseinandersetzen zu wollen. Bei zufriedenstellender Mitarbeit der kranken oder hilfesuchenden Person kann die Anzahl der Sitzungen relativ gering gehalten werden.
Sicher muss man in diesem etwas ungewöhnlichen Beruf auch lernen, mit Ärger umzugehen. Die mangelnde Akzeptanz, die seiner Disziplin teilweise von der Schulmedizin entgegengebracht wurde, nimmt er noch hin – „es ist eine alte Weisheit“, sagt Schaffer lächelnd, „wer Erfolg hat, hat recht“. Viel mehr ärgert es ihn, wenn er anhand von unzähligen Krankengeschichten sieht, wie umständlich und unnötig kompliziert manche Kranke behandelt werden.
Wie sehr die Menschen ihre Erfahrungen mit Gerhard Schaffer schätzen, zeigt ein dicker Ordner mit Dankesbriefen, den der Therapeut neben seiner Familie als seinen „größten Reichtum“ bezeichnet. 1995 hielt er erstmals ein Seminar zum Thema „Erfahrungen in der Hypnosetherapie“.
Seminare werden zweimal im Jahr angeboten, Informationsvorträge hält der Therapeut in der Schweiz und in Deutschland.
Gerhard Schaffer in Mengen betrachtet die Hypnose als eine Art Schlüssel: „Die medizinische Hypnosetherapie kann den Weg zu unbewältigten Problemen öffnen, wobei einem diese oft gar nicht bewusst sein müssen.“ Die Menschen, die zu Gerhard Schaffer kommen, zeigen meist körperliche Symptome wie Migräne oder Hautkrankheiten, einige leiden auch unter MS (Multiple Sklerose), andere unter Ängsten oder Schmerzen.
So mancher hat einen jahrelangen Leidensweg hinter sich, Arzt um Arzt hat konsultiert, Therapie um Therapie ausprobiert. Daher sind viele Kranke zunächst auch fassungslos, wenn sie mit der Hypnosetherapie den lang ersehnten Erfolg haben. Gerhard Schaffer ist davon weniger überrascht – wenn auch nach wie vor zutiefst fasziniert: „Im Zustand der Hypnose, den man mit einem angenehmen Entspannungszustand vergleichen kann, ist es möglich, auf Ursachen von Krankheiten zu stoßen“, erklärt er und fügt hinzu: „Tief drinnen weiß eigentlich jeder Mensch ganz genau, was ihn wirklich quält – nur kümmert er sich so lange nicht darum, bis ihn eben eine Krankheit dazu zwingt.
Daher halte ich Krankheit für wichtig und nützlich. Sie zeigt uns, dass irgendetwas mit uns nicht stimmt.“